K. Schmuki u.a.: Das Kloster St. Gallen und seine Schulen

Titel
Das Kloster St. Gallen und seine Schulen. Zum 200. Geburtstag der Katholischen Sekundarschule «Flade». Katalog zur Jahresausstellung in der Stiftsbibliothek St. Gallen (1. Dezember 2008 bis 8. November 2009)


Autor(en)
Schmuki, Karl; Tremp, Ernst; Grandjean, Andrea
Erschienen
St. Gallen 2009: Verlag am Klosterhof
Anzahl Seiten
191 S., Abb.
Preis
URL
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Martina Sochin, Liechtenstein-Institut

Mit der Gründung eines «Gymnasiums katholischer Fundation» am 16. Oktober 1809 konnte in der Stadt St. Gallen nach vierjährigem Unterbruch wieder an die Tradition der seit dem 9. Jahrhundert bestehenden Klosterschule angeknüpft werden. Die katholische Bubenschule nannte sich später «Katholische Kantonsschule» und öffnete sich schliesslich zur Katholischen Sekundarschule für Buben und Mädchen, als die sie heute unter dem Namen «Flade» noch besteht.

Aus Anlass des 200jährigen Bestehens dieser Schuleinrichtung widmete ihr die Stiftsbibliothek St. Gallen ihre Jahresausstellung (Dezember 2008 bis November 2009). Der hier anzuzeigende Katalog zur Jahresausstellung verdeutlicht den Aufbau der Ausstellung, zeigt zahlreiche Abbildungen an der Ausstellung zu sehender Dokumente, Handschriften, Urkunden und Inkunablen und gibt darüber hinaus zusätzliche Informationen in der Form von Hintergrundtexten und Literaturverzeichnissen. In insgesamt zehn Vitrinen werden in chronologischer Reihenfolge vom Frühmittelalter bis heute die verschiedenen Epochen der Ausbildung am Kloster aufgezeigt. Eine Sondervitrine wurde dem heiligen Otmar, dem zweiten Gründer des Klosters St. Gallens, gewidmet.

Die geschickte Auswahl an Quellendokumenten zur Veranschaulichung der Schulgeschichte sei besonders für das Kapitel 7 (gleichzeitig Vitrine 7 der Ausstellung) zur Zeit von 1809 bis 2009 bemerkt. Neben dem Gründungsbericht – auch im Anhang im ganzen Wortlaut zu finden – zeigen Ausschnitte aus der Pensionatsordnung, dem Lehrprogramm am Anfang des 19. Jahrhunderts oder den Statuten aus dem Jahre 1822 Einblicke in die institutionellen Gegebenheiten der damaligen Zeit. Eine Quelle besonderen Wertes stellt das «Protokoll über Fortgang, Sittlichkeit und Fleiss der Zöglinge des katholischen Gymnasial-Instituts in St. Gallen» aus dem Jahr 1813/1814 dar. Aus den Tabellen sind nicht nur Angaben zu Herkunft und persönlichem Hintergrund der einzelnen Schüler zu finden und stellen damit einzigartige biographische Quellen dar; ebenso manifestieren sich aufgrund von Lehrerbemerkungen und Randnotizen zum jeweiligen Verhalten der Schüler die an der Schule gelebten und gelehrten Wertmassstäbe, die im Vergleich zu anderen konfessionellen Schulen einer interessanten Untersuchung würdig wären.

Die Absicht verfolgend, mit der Ausstellung die verschiedenen Themen einer Schulgeschichte darzustellen und die wenig erforschten Epochen des Spätmittelalters und der Neuzeit bis zum Ende der Fürstabtei um 1800 einzubeziehen, ist den Verfassern mit dem an Dokumenten und Quellen reichhaltige Katalog gelungen. Neben den institutionengeschichtlichen Bestandteilen des Buches muss an dieser Stelle der Einbezug kulturgeschichtlicher Perspektiven zur Darstellung des Schullebens am Kloster hervorgehoben werden. Dass in einem so vielseitig bebilderten Band im Umfang von knapp 200 Seiten nicht alles miteinbezogen werden kann, darüber sind sich die Verfasser selbst klar. Was aber für den Leser auf den ersten Blick irritierend wirken mag, ist die Tatsache, dass der Anlass – das 200jährige Jubiläum der Schule – nur auf gerade mal zwölf Seiten Platz findet.

Zitierweise:
Martina Sochin: Rezension zu: Karl Schmuki/Ernst Tremp/Andrea Grandjean, Das Kloster St. Gallen und seine Schulen. Zum 200. Geburtstag der Katholischen Sekundarschule «Flade». Katalog zur Jahresausstellung in der Stiftsbibliothek St. Gallen (1. Dezember 2008 bis 8. November 2009), St. Gallen, Verlag am Klosterhof, 2009. Zuerst erschienen in: Schweizerische Zeitschrift für Religions- und Kulturgeschichte, Vol. 103, 2009, S. 341-342.

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